Von überall aus arbeiten: 4 Tipps zur Remote-Arbeit

11. März 2022

Geschrieben von Amie Lawrence, Ph.D., Director of Global Innovation

Im April 2021 fand die 36. Jahreskonferenz der Society of Industrial and Organizational Psychology (SIOP) virtuell statt. SIOP ist ein Zusammenschluss von Arbeits- und Organisationspsycholog:innen, die sich mit dem Verhalten am Arbeitsplatz beschäftigen. Aufgrund der Pandemie befassten sich viele Sitzungen mit dem Thema Remote-Arbeit, darunter eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Working Anywhere: How-to Guide from Seasoned Remote Workers“. In dieser Sitzung diskutierte eine Gruppe von Remote-Mitarbeiter:innen (Ché Albowicz, M.S.; Amy Gammon, Ph.D.; Katrina (Katie) Piccone Merlini, Ph.D.; Jessica Petor, M.S.; und die Vorsitzende, Amie Lawrence, Ph.D.) über ihre Erfahrungen mit Telearbeit, sowohl positiver als auch negativer Art, und erteilte Ratschläge für diejenigen, denen dieses Modell noch nicht vertraut ist. Dieser Blog bietet eine Zusammenfassung der Informationen, die in der Sitzung präsentiert wurden.

Vor- und Nachteile der Remote-Arbeit

Die Remote-Arbeit hat mehrere Vorteile. So berichten einige Remote-Mitarbeiter:innen, dass ihre Produktivität steigt, wenn sie von zu Hause aus arbeiten, und dass sie über mehr Arbeitsflexibilität verfügen. Darüber hinaus zeigen Remote-Mitarbeiter:innen eine höhere Arbeitszufriedenheit und Leistung, eine bessere Work-Life-Balance und weniger Stress und Absichten zur Fluktuation. Die Diskussionsteilnehmer:innen gaben an, dass sie von Vorteilen wie der zeitlichen Flexibilität, dem Wegfall des Pendelns (Zeit-/Kostenersparnis), einer besseren Konzentration und einem Gefühl der Selbstbestimmung profitieren.

Es gibt jedoch auch einige Nachteile, die mit der Remote-Arbeit verbunden sind. Wenn Mitarbeiter:innen in eine Remote-Arbeitsumgebung wechseln, ändert sich ihre Arbeitsweise in Bezug darauf, wie sie ihre Arbeit erledigen und wie sie mit anderen kommunizieren. Eine veränderte Arbeitsumgebung kann den Arbeitsplatz in einer Weise verändern, die sowohl für den Mitarbeiter/die Mitarbeiterin als auch für den Arbeitgeber weniger zufriedenstellend sein kann. Wenn jemand schlecht für die Stelle geeignet ist, kann dies zu einer negativeren Arbeitseinstellung, einer geringeren Leistung und einem verstärkten kontraproduktiven Arbeitsverhalten führen. Wie Sie sehen, kann ein und dieselbe Umgebung je nach Person und Situation zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.

In einer kürzlich von Price Waterhouse Cooper (PwC) durchgeführten Umfrage nannten Mitarbeiter:innen als häufigste Herausforderungen mangelnde Motivation, verringerte Produktivität, häufig aufgrund von Konflikten zwischen Beruf und Familie, Schwierigkeiten bei der Kommunikation und Zusammenarbeit sowie Einsamkeit/Isolation. Einige der Diskussionsteilnehmer:innen stimmten dieser Aufzählung zu und berichteten von ihren Schwierigkeiten, während der Pandemie ihre häuslichen und beruflichen Pflichten zu bewältigen, wenn Schule, Kinderbetreuung und andere Dienste nicht zur Verfügung standen. Weitere gängige Probleme waren die Kommunikation und die Abhängigkeit von Technologie. Mit der vollständigen Remote-Arbeit und der Verbreitung virtueller Arbeitsteams stieg die Zahl der Meetings, was den Arbeitnehmer:innen die Erledigung ihre Aufgaben erschwerte und zu Mehrarbeit führte.

Ratschläge direkt von Remote-Mitarbeiter:innen

Die Diskussionsteilnehmer:innen beantworteten eine Reihe von Fragen zu ihren Erfahrungen mit Remote-Arbeit. Sie fassten ihre Diskussion in vier Kernaussagen für Remote-Mitarbeiter:innen zusammen:

1. Grenzen setzen

Die Festlegung physischer und mentaler Grenzen ist der Schlüssel zum Erfolg als Remote-Mitarbeiter:in, da so Konflikte zwischen Arbeit und Familie minimiert werden. Eine ideale Remote-Arbeitsumgebung wäre ein separater Büroraum mit einer Tür, ergonomisch geeigneten Möbeln und allen für die Ausübung der Arbeit erforderlichen Geräten. Ein eigener Arbeitsbereich ermöglicht es dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin, Arbeit und Privatleben so weit wie möglich voneinander zu trennen. Außerdem ist es wichtig, zeitliche Grenzen zu setzen. Es ist leicht, Überstunden zu machen, wenn Wohnung und Büro am selben Ort sind. Damit Sie mental zur Ruhe kommen, müssen Sie lernen, wie man die Arbeit für beendet erklärt und Benachrichtigungstöne und/oder klingelnde Telefone ignoriert, wenn der Arbeitstag vorbei ist. Respektieren Sie Ihre Arbeitszeit und Freizeit, indem Sie der jeweiligen Tätigkeit Ihre volle Aufmerksamkeit widmen.

2. Einfühlungsvermögen und Inklusion zeigen

Viele Büroangestellte haben vorgefasste Meinungen und Annahmen über den Arbeitsstil und die Arbeitsmoral von Remote-Mitarbeiter:innen. Manche Führungskräfte haben sogar das Bedürfnis, ihre Remote-Mitarbeiter:innen zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie arbeiten. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Kolleg:innen in Remote-Arbeit nicht verurteilen, insbesondere diejenigen, die während der Pandemie mit zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Behandeln Sie alle Mitarbeiter:innen mit Respekt und Einfühlungsvermögen in dem Glauben, dass jeder sein Bestes gibt.

Außerdem sollten Sie mit zusätzlichen Maßnahmen dafür sorgen, dass alle Teammitglieder in Meetings und Gespräche einbezogen werden. Personen, die weniger erfahren oder eher introvertiert sind, haben möglicherweise Schwierigkeiten, sich Gehör zu verschaffen. Das Moderieren von Meetings könnte Ihnen schwerfallen, wenn große Gruppen zusammenkommen und viele Meinungen ausgetauscht werden müssen. Rufen Sie gegebenenfalls bestimmte Teammitglieder auf, um sie nach ihrer Meinung zu fragen, oder fragen Sie sie im Anschluss an das Meeting. Mehr dazu erfahren Sie in einem kürzlich von mir verfassten Blogbeitrag über die Schaffung eines inklusiven Klimas am Arbeitsplatz.

3. Vertrauen schaffen

Vertrauen Sie anderen. Vertrauen Sie sich selbst. Gewinnen Sie das Vertrauen anderer, indem Sie Ihre Zusagen einhalten. Da die meisten Remote-Mitarbeiter:innen in einer autonomen Arbeitsumgebung arbeiten, ist Befähigung in ihren Arbeitsplatz integriert. Wenn Führungskräfte ihren Remote-Mitarbeiter:innen jedoch nicht vertrauen und versuchen, sie zu überwachen, kann dies die Arbeitsbeziehung beeinträchtigen. Mikromanagement und Remote-Arbeit vertragen sich nicht. Ein Klima des Vertrauens schafft ein Gefühl der psychologischen Sicherheit und Akzeptanz. Wenn Mitarbeiter:innen das Gefühl haben, dass sie dazugehören und akzeptiert werden, haben sie positivere Gefühle gegenüber ihrer Arbeit und ihrem Unternehmen, was in einer besseren Leistung und einem höheren Engagement resultiert.

4. Beziehungen aufbauen

Oft ist es schwieriger, ein starkes Netzwerk von Kolleg:innen aufzubauen, wenn man remote arbeitet. Leider sind die Regeln des Geschäftslebens dieselben, unabhängig vom Arbeitsort. Daher ist der Aufbau von sozialem Kapital und Sichtbarkeit innerhalb Ihres Unternehmens nach wie vor wertvoll für Ihr berufliches Fortkommen. Die Last, Beziehungen aufzubauen, liegt oft bei dem Remote-Mitarbeiter/der Remote-Mitarbeiterin. Investieren Sie die zusätzliche Zeit und Mühe, um anzurufen, ein Meeting einzurichten oder eine E-Mail zu schicken, damit Sie sich vorstellen und im Unternehmen zurechtfinden können. Ohne eine sinnvolle Beziehung ist es schwierig, Vertrauen aufzubauen. Es mag zwar mehr Zeit in Anspruch nehmen als in einer Büroumgebung, aber Sie können dennoch enge Beziehungen zu Kolleg:innen aufbauen, die Sie vielleicht nie persönlich sehen.

Jeder spielt eine Rolle dabei, dass Remote-Arbeit gut funktioniert.

Es ist möglich, auch als Remote-Mitarbeiter:in zufrieden und produktiv zu arbeiten. Unter den richtigen Umständen, wenn Remote-Mitarbeiter:innen einen idealen Arbeitsplatz haben, bereit sind, sich um den Aufbau effektiver Arbeitsbeziehungen zu bemühen, und für ein Unternehmen arbeiten, das sie unterstützt, fördert und einbezieht, können sie sehr erfolgreich sein. Die Pandemie hat einen Trend zur Remote-Arbeit beschleunigt, der sich bereits abzeichnete. Viele Büroangestellte werden vielleicht nie wieder in gleicher Kapazität im Büro arbeiten. Da immer mehr Mitarbeiter:innen remote oder in einem Hybrid-Arbeitsverhältnis arbeiten, empfehlen wir Ihnen, diese Ratschläge zu beherzigen, um die Herausforderungen zu minimieren und die Effektivität Ihres Unternehmens zu maximieren.


Referenzen

Bentley, T.A., Teo, S.T.T., McLeod, L., Tan, F., Bosua, R., & Gloet, M. 2016. „The role of organizational support in teleworker wellbeing: A socio-technical systems approach.“ Applied Ergonomics, 52, 207-215.

Gajendran, R. S., & Harrison, D. A. 2006. „The good, the bad and the unknown about telecommuting: Meta-analysis of individual consequences and mechanisms of distributed teams.“ Vorgetragen auf der Jahrestagung der Academy of Management, Atlanta, GA.

Hackman, J.R., & Oldham, G.R. 1976. „The job characteristics model.“ Organizational Behavior and Human Decision Processes, 16, 256.

IBM 2020. IBM-Studie: „COVID-19 Is Significantly Altering U.S. Consumer Behavior and Plans Post-Crisis Personal Mobility, Retail Shopping, and Event Attendance Are Among the Areas Most Impacted.“ https://newsroom.ibm.com/2020-05-01-IBM-Study-COVID-19-Is-Significantly-Altering-U-S-Consumer-Behavior-and-Plans-Post-Crisis.

Price Waterhouse Coopers (PwC) 2020. „It’s time to reimagine where and how work will get done.“ https://www.pwc.com/us/en/library/covid-19/us-remote-work-survey.html#:~:text=Top%20findings%3A,in%20our%20June%202020%20survey

SHRM COVID-19-Forschung 2020: „How the pandemic is challenging and changing employers.“ https://www.shrm.org/hr-today/news/hr-news/pages/new-shrm-research-on-how-covid-19-is-changing-the-workplace.aspx.

Zeng, J. 2019. „Workers cite productivity and focus as top reasons to work remotely.“ American Marketing Association. https://www.ama.org/marketing-news/global-state-of-remote-work-survey/.

Remote-Arbeit: So entwickeln Sie zukunftsfähige Fähigkeiten für den Erfolg

Remote-Arbeit ist nicht länger nur eine Modeerscheinung oder eine Methode der Zukunft. Sie ist jetzt da, und sie wird bleiben.

Eine nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie von der Society for Human Resource Management (SHRM) durchgeführte Umfrage ergab Folgendes:
 

  • Mehr als 75 % der Arbeitgeber:innen lassen Mitarbeiter:innen von zu Hause aus arbeiten (SHRM, 2020).
  • Mehr als 7 von 10 dieser Arbeitgeber:innen tun sich schwer mit der Anpassung an die Remote-Arbeit.

 
Dieses Whitepaper befasst sich mit den drei Schlüsselkompetenzen, die unsere Talentexpert:innen als entscheidend für den Erfolg von Mitarbeiter:innen in einer Remote-Arbeitsumgebung identifiziert haben, und untersucht, wie Arbeitgeber:innen ihre Teams dabei unterstützen können, als Remote-Mitarbeiter:innen ihr Potenzial auszuschöpfen.

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